Erster Besuch nach dem Tsunami und der Aufbau des Chathura-Kinderheims.

 

- Reisebericht von Anneliese Woll -

Seit 22. Mai 2005 bin ich wieder aus Sri Lanka zurück und kann jetzt weitere Infos zu meiner Reise und unserem Projekt dort geben. Auf der Fahrt vom Flughafen an der Küste entlang in den Süden Sri Lankas konnte ich das Ausmaß der Verwüstung erstmals mit eigenen Augen sehen.


Jetzt fünf Monate nach der Tsunami-Katastrophe sind die schlimmsten Trümmer beseitigt und die Küstenstraße ist wieder befahrbar. Nur die trostlosen Ruinen der Häuser - bei den meisten ragen nur noch kahle Wände in den Himmel - erinnern an die schrecklichen Ereignisse vom 26. Dezember 2004.

In wenigen Minuten wurde das Leben so vieler Menschen ausgelöscht und die Zurückgebliebenen im Elend und einem ungewissen Schicksal überlassen.
Wenn man die zerstörten Boote am Straßenrand sieht, kann man die Kraft der Welle erahnen, die die Boote aus dem Meer bis hierher geworfen hat. Wie hilflos waren da die Menschen?
Bei den Hotelanlagen entlang der Küste wird eifrig renoviert und viele haben bereits wieder geöffnet.
Nur eines fehlt...... die Gäste.
Ich möchte an jeden von Ihnen appellieren:
Wenn Sie Interesse an diesem wunderschönen Land haben, dann fliegen Sie wieder hin.

Sri Lanka braucht dringend die Urlauber. Vorher gut besuchte Hotels stehen leer, das Personal, bis auf eine Notbesatzung, entlassen. Viele tausende Arbeitsplätze hängen am Tourismus. Auf meinem Charterflug mit Condor waren nur wenige Plätze mit deutschen Urlaubern besetzt.
Mit der Buchung einer Reise nach Sri Lanka können Sie mithelfen, die wirtschaftliche Not vieler Familien in Sri Lanka etwas zu lindern.......und wer will, kann sich auch unser Kinderhilfsprojekt aus der Nähe ansehen.
Vinitha vor den Truemmern ihres Hauses, in dem auch ihr einziger Sohn starb
In den Zelten und Holzhuetten ist ein Leben auf Dauer nicht moeglich
Das Tuk-Tuk dient zur Hauptbefoerderung in Sri Lanka und ist allgegenwertig
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Todeszug, in dem ueber 1000 Menschen starben
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dort hat sich schon einiges getan. Das Haus, das unser Freund gefunden hat, ist sechs Jahre alt und in einem guten Zustand.
der Innenbereich des Chathura-Kinderheims ohne Fliesen (nur Estrich, der mit einer Bodenfarbe gestrichen war)Fliesenarbeiten im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka
 
 
 
 
 
 
 
 








Es liegt inmitten grüner Reisfelder und Teeplantagen in einem ländlichen Gebiet im Distrikt Galle.
Um etwas westlichen Standard einzubringen, haben wir uns entschlossen, auf den gesamten Innenbereich des Hauses (ca. 120 qm) Bodenfliesen zu legen. Diese Renovierungen waren bei meiner Abreise fast fertig.
Jetzt müssen noch die Wände und die Fenster neu gestrichen werden. Die Küche wird komplett erneuert.
Für ca. 5000 Euro kann die gesamte Inneneinrichtung sowie Gaskocher, Kühlschrank, Waschmaschine, TV, Radio und sogar ein Three-wheel (Tuk-Tuk) für Besorgungen und den Transport der Kinder zur Schule gekauft werden.
Dusch- und Toilettenräume werden neu gemauert und das Grundstück muss eingezäunt werden. Da wird wohl noch eine Menge Arbeit auf unseren Kollegen Christian warten, wenn er am 30. Mai seinen 3-monatigen, ehrenamtlichen Einsatz dort beginnt.

Bei Gesprächen mit dem Rechtsanwalt, der unseren Partnerverein in Galle betreut, wurde klar, dass  gerade dieses persönliche Engagement neben der finanziellen Absicherung sehr willkommen ist. Man möchte spüren, dass Menschen aus Deutschland mit Ideen und Förderprogrammen unsere Kinder durch ihre Jugend begleiten wollen. Schön wären Brieffreundschaften, dass sich die Kinder unserer Länder besser kennen lernen. Auch über Patenschaften können wir jetzt nachdenken.
Nitha mit ihren Kindern beim ersten Besuch im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka
Im Mai habe ich auch Nitha, eine Mutter mit vier Kindern, kennengelernt, die in unser Haus einziehen werden. Nitha wird dann als Köchin bei uns arbeiten.
Nitha hat ihren Mann und ihr Haus verloren. Das Wasser hat ihr Leben zerstört. Man sieht ihr an, dass sie die schrecklichen Erlebnisse noch immer nicht verkraftet hat. Ohne jede finanzielle Hilfe und Hoffnung auf Besserung ihrer Situation zieht sie nun schon fünf Monate mit ihren vier Kindern von einer befreundeten Familie zur nächsten. Nirgends kann sie lange bleiben, die finanzielle Belastung ist für die Freunde zu groß. Das Leben in dem ihr zugewiesenen Zelt ist in der unerträglichen Hitze des Tages nicht möglich.

 

 

 

 

in der Huette war ein Leben nicht moeglich

 
Jetzt, während der Regenzeit, sind ihre Habseligkeiten zudem noch feucht und schimmlig.
Was muss in dieser zierlichen Frau vorgegangen sein, als sie erfahren hat, dass Menschen aus Deutschland Geld gespendet haben, um ihre Zukunft und die ihrer Kinder auf Dauer zu sichern?

Die drei Mädchen, Nadika (13 Jahre), Imasha (9 Jahre) und Lasitha (8 Jahre) und der Junge Lahiru (10 Jahre) wären am Liebsten gleich dort geblieben.


Nitha lebte zuvor mit ihren vier Kindern in dieser armseligen HütteDas Haus, das sie vorher bewohnten, war nur eine kleine Lehmhütte, die den Fluten nicht standhalten konnte. Nach dem Tsunami wohnten sie monatelang in dieser Hütte aus Plastikplanen, Palmwedeln und zerbrochenen Wellplatten als Dach.   
Und jetzt sollen sie in so einem schönen Haus wohnen können. So recht glauben werden sie es wohl erst, wenn sie wirklich hier einziehen werden.
 

Ja, das Chathura-Kinderheim liegt wirklich schön. Inmitten eines Teegartens, umgeben von grünen Reisfeldern. Sogar das Klima ist in dieser Höhe (ca. 300 Meter hoch) besser als in der drückend heißen Küstenstadt Galle.
 
Ich hoffe, dass wir bis Juli alle Arbeiten soweit fertig haben, dass insgesamt acht Kinder mit Betreuerinnen in unser Haus einziehen können.
Unser kleiner Teegarten, dessen Erloes auch zum Unterhalt des Chathura-Kinderheims in Sri Lanka beitraegtVinitha, die gute Seele des Hauses, wird sich um das Wohl der Kinder kümmern.
Sie selbst hat durch die Flutwelle ihren einzigen Sohn (22 Jahre) und ihr Haus verloren. Ich hoffe, dass die Betreuung der Kinder ihrem Leben wieder einen Sinn gibt.
Durch ihre ausgeglichene, ruhige Art ist sie für diese Tätigkeit
gut geeignet. Durch ihre sehr gute Schulbildung erfüllt sie auch alle Voraussetzungen der örtlichen Behörden.

Ich denke, dass wir bis Mitte Juli unser Haus einweihen können.
Bei der Einweihungsfeier werden buddhistische Mönche und auch einige Politiker anwesend sein. Auch ich werde versuchen zu dieser Zeit dort zu sein.
Dann können auch Nitha mit ihren vier Kindern und weitere Kinder einziehen.

Wir denken bereits über den Bau eines zweiten Gebäudes auf dem großen Grundstück nach. Vorrang hat jedoch die langfristige Sicherung der Unterhaltskosten. Die monatlichen Kosten haben wir nochmals durchgerechnet. 400 Euro werden voraussichtlich für 10 Personen ausreichend sein.
 
 

Vinitha und ich beim Abschmirgeln der Fenster im Chathura-Kinderheim in Sri LankaDie Schulhalle in Mabotuwana
          
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Bei einem Besuch in der Schule, die unsere Kinder später besuchen werden, wurde mir bewusst, unter welchen bescheidenen Bedingungen die Lehrer dort unterrichten müssen.
Die Unterrichtsräume für die ca. 140 Kinder sind offene Hallen, die durch Gitter gegen Diebstahl gesichert sind. Das Mobiliar ist spärlich und Unterrichtsmittel sind kaum vorhanden. Auch hier wird finanzielle Hilfe dringend benötigt.
So fehlen an einer Halle Gitter für ca. 800 Euro. Bei Windstille macht die stehende, heiße Luft den Kindern das Lernen schwer. Deckenventilatoren könnten hier etwas Kühle bringen. Die fehlen jedoch leider dort. Die Kinder würden sich auch riesig über Brieffreunde in Deutschland freuen.
Bei meinem nächsten Besuch könnte ich ja vielleicht schon ein paar Adressen mitbringen.

Um die laufenden Kosten langfristig zu sichern, ist unser Verein jedoch auf die Unterstützung durch Mitglieder, Paten und Spender angewiesen.

Es wäre eine Tragödie, wenn wir nach einigen Jahren feststellen müssten, dass wir den Unterhalt nicht mehr aufbringen können.

Die Zukunft dieser Kinder liegt in unseren Händen. Wir werden sie nicht enttäuschen.

Ihre
Anneliese Woll
1. Vorsitzende

Verein zur Förderung und Unterstützung der Flutopfer in Galle - Sri Lanka e.V.