Besuch im Chathura-Kinderheim - Reisebericht von Anneliese Woll

 

Bei meiner Ankunft im Januar 2010 auf dem Bandaranaike International Airport ist es schon in den frühen Morgenstunden drückend warm. Ein großer Temperaturunterschied zu den eisigen Minusgraden bei meinem Abflug in Frankfurt. Das muss der Körper erst mal verkraften. Meiner hat darauf mit einer Bronchitis und Husten reagiert. Ich musste sogar einen Arzt in Galle aufsuchen, der mir jede Menge bunte Tabletten verschrieben hat. Leider alle ohne Beipackzettel. Die entsprechende Anzahl wird in der Apotheke aus einer Großpackung rausgenommen und dem Patienten ausgehändigt. Das Vertrauen in Arzt und Apotheker ist hier grenzenlos. Nach zwei Wochen hatte ich das Meiste überwunden. Ein Glück, dass ich die Kinder nicht angesteckt habe. Die sind alle gesund und munter.

Die beiden neuen Mädchen, Tharushi und Ishara, die seit Oktober 2009 bei uns leben, haben sich schnell in die Gemeinschaft eingelebt. Tharushi ist fünf Jahre alt und ihre Schwester Ishara acht.
Tharushi und ihre Schwester Ishara im Chathura-Kinderheim in Sri LankaLegosteine sind sehr beliebt im Chathura-Kinderheim in Sri Lankaalle Kinder lieben Lego im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka


Der Vater hat seine junge Frau und die vier kleinen Kinder wegen einer anderen Frau verlassen. Die Mutter, die als Teepflückerin arbeitete, versucht nun allein ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die achtjährige Ishara, ein für sein Alter sehr ernstes Mädchen, musste schon seit Jahren auf die anderen Geschwister aufpassen, wenn die Mutter bei der Arbeit war. Die Mutter hat vor einem Monat einen Sohn geboren, der jetzt noch bei ihr ist. Die Behörden haben den älteren Sohn in ein Kinderheim für Jungen eingewiesen, die beiden Mädchen kamen zu uns. Der Vater kümmert sich nicht um seine Familie. Viele Männer in Sri Lanka sind verantwortungslos und egoistisch.

Die Mutter hat bereits schon zweimal mit dem Baby ihre beiden Töchter bei uns im Haus besucht. Besonders für die fünfjährige Tharushi ist es sehr schwer, wenn die Mutter wieder mit dem Baby weggeht und sie hier bleiben muss. Oft weint sie. Was mag in diesem Kind vorgehen. Wie schwer muss es auch für die Mutter sein, dass ihr ihre Kinder weggenommen wurden.

Sie hat unserer Betreuerin erzählt, dass sie sich ein neues Leben im mittleren Osten aufbauen will. Sie wird wohl auch dieses Baby weggeben. Eine Lehrerin aus der Schule in Mabotuwana, die selbst keine Kinder bekommen kann, hat bereits angedeutet, dass sie und ihr Mann an der Adoption des kleinen Jungen interessiert sind. Welches Schicksal wird auf dieses Kind zukommen?

Sangeetha und Jayani im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka

So sieht es auch bei den Schwestern Sangeetha und Jayani aus. Die Eltern sind geschieden. Der Vater ist ständig betrunken und nimmt Drogen. Die Mutter lebt jetzt mit einem anderen Mann zusammen und hat noch nie nach den beiden gefragt. Die Familie des Vaters handelt mit Drogen, was auch in Sri Lanka streng verboten ist. Sangeetha und Jayani haben bei der Schwester des Vaters gelebt und wurden von ihr als Drogenkuriere missbraucht. Ihre eigenen Kinder hat sie niemals zum Drogentransport benutzt, aber bei den beiden war es ihr egal. Die Kinder bekamen feine Kleider angezogen, so als ob sie gerade zu einer Hochzeitsfeier unterwegs wären. In Wirklichkeit waren die Kleider mit Drogenpäckchen vollgestopft. Extra Taschen waren dafür in den Kleidern eingenäht. Die Kinder wurden von der Polizei erwischt und dem Jugendamt übergeben. Noch nie hat jemand von der Familie die beiden bei uns besucht.

Wie mir Sangeetha erzählt hat, wollte die Mutter Jayani während der Schwangerschaft abtreiben und hat deshalb irgendwelche Tabletten geschluckt. Das Vorhaben misslang, das Kind überlebte ...kleinwüchsig ....
Jayani wird dieses Jahr zehn Jahre alt, ist aber nicht viel größer als die vierjährige Nisansala.

Fast jedes unserer Kinder hat ein ähnliches Schicksal erlebt. Bei fast allen Kindern gibt es keine feste Bindung zu Vater oder Mutter, obwohl diese noch leben.

Die Kinder sind so dankbar für jede noch so kleine Anerkennung, zärtliche Umarmung und Aufmerksamkeit. Es wird sehr lange dauern, bis ihre kleinen, geschundenen Seelen wieder etwas geheilt sind.
Aber sie werden wohl immer von einer heilen Welt mit Mutter, Vater und den Geschwistern träumen, die es leider nicht geben wird.

Für Tharushi hat der Ernst des Lebens begonnen. Seit Januar besucht sie die Schule in Mabotuwana. Vinitha hat sie am ersten Schultag zur Schule begleitet. Jetzt geht sie aber tapfer jeden Morgen mit den anderen Kindern zum Schulbus.
Tharushis erster Schultag im Chathura-Kinderheim in Sri Lankamorgens um 7 Uhr gehen die Kinder zum Schulbus im Chathura-Kinderheim in Sri LankaVinitha begleitet Tharushi zur Schule neben dem Chathura-Kinderheim in Sri Lanka

 

Gerade weil sie von Vater und Mutter und den anderen Verwandten enttäuscht wurden, ist es für die Kinder so schwer zu verstehen, dass wildfremde Menschen aus einem unbekannten Land das Deutschland heißt, Geld für sie spenden, damit sie in einem Kinderheim behütet aufwachsen können. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Menschen aus Deutschland hierher in unser Heim kommen und den Kindern zeigen, dass wir es ernst meinen mit unserer Verantwortung ihnen gegenüber. Dass wir unser Versprechen auch auf Dauer halten und immer zu unserem Wort stehen werden.
Klaus und Monika Hasemann aus Zweibruecken besuchen ihr Patenkind Sewwandi im Chathura-Kinderheim in Sri LankaFamilie Hasemann mit der kleinen Nisansala im Chathura-Kinderheim in Sri LankaMonika ueberrascht die Kinder mit selbstgebackenen Kuchen im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka

 

Endlich kann Sewwandi ihre Pateneltern Klaus und Monika Hasemann persönlich kennenlernen.

 

Anfang des Jahres war für unsere vierjährige Nisansala der erste Tag im Kindergarten, hier um die Ecke. Ganz stolz war sie, als sie die Kindergartenuniform bekam.
Nisansala in der Kindergartenuniform im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka Nisansala im Kindergarten neben dem Chathura-Kinderheim in Sri LankaDulani bringt Nisansala zum Kindergarten neben dem Chathura-Kinderheim in Sri Lanka

die drei Schwestern mit ihrem Bruder im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka

 

Der Bruder von Disna, Sewwandi und Nisansala kam zu Besuch. Er lebt derzeit in einem Mönchsorden. Die Mutter der Kinder lebt im Libanon. Die Väter sind unbekannt.


Unser neuer Brunnen ist im Rohbau fertig.


Bauarbeiten fuer den neuen Sanitaerbereich des Chathura-Kinderheims Bauarbeiten fuer den neuen Sanitaerbereich des Chathura-KinderheimsBauarbeiten fuer den neuen Sanitaerbereich des Chathura-KinderheimsBauarbeiten fuer den neuen Sanitaerbereich des Chathura-KinderheimsBauarbeiten fuer den neuen Sanitaerbereich des Chathura-KinderheimsBauarbeiten fuer den neuen Sanitaerbereich des Chathura-KinderheimsBauarbeiten fuer den neuen Sanitaerbereich des Chathura-KinderheimsBauarbeiten fuer den neuen Sanitaerbereich des Chathura-KinderheimsBauarbeiten fuer den neuen Sanitaerbereich des Chathura-Kinderheims


Zum Glück haben wir Sponsoren für unsere neue Brunnenanlage gefunden.
Rund 6000 Euro hat uns der Rohbau gekostet. Dazu kommen noch die Kosten für die Fliesenarbeiten und den Stromanschluss, der von dem Stromversorger gelegt werden muss. Auch die restlichen Drainagerohre müssen noch verlegt werden.Das Brunnenwasser hat eine gute Qualität und ist in großer Menge vorrätig. Ich hoffe, dass dieser Brunnen nicht so schnell versiegen wird. Es ist schon ungewohnt, dass man selbst für seinen Wasservorrat sorgen muss. Bei uns dreht man einfach den Wasserhahn auf und das frische Wasser fließt. Man sollte manchmal bedenken, wie einfach wir es in vielen Dingen haben. Viele Probleme, mit denen die Menschen hier zu kämpfen haben, kennen wir gar nicht. Allein die vielen, winzigen Ameisen, die überall in Massen rumkrabbeln, nichts Essbares darf man in der Küche offen liegen lassen, schon stürzen sie sich drauf. Hier kann man kein Haus so abdichten, dass nicht doch jede Menge Krabbeltiere reinkommen, von den vielen Fliegen und Schnaken ganz zu schweigen. Erst seit ein paar Jahren sind hier Kühlschränke in den Haushalten zu finden. Was bei dieser Hitze eine wirkliche Erleichterung ist. Aber bei Weitem nicht jede Familie kann sich einen Kühlschrank leisten. Dann wird es mit den Vorräten für die Küche schwierig. Wenn nicht die Hitze die Lebensmittel verdirbt, dann sind es Mäuse und Ratten, die nachts über die Küchenvorräte herfallen. Ach wie leicht haben wir es doch in Deutschland und wissen es oft nicht zu schätzen.

In unserem Küchenanbau, der 2008 im Rohbau fertiggestellt wurde, sind die Wände durch den vielen Rauch und Ruß des offenen Feuers stark verschmutzt.
Ein neuer Anstrich würde hier nur kurze Zeit sauber aussehen. Deshalb haben wir uns entschlossen, den Küchenanbau zu fliesen.
die Kueche vor der Renovierung im Chathura-Kinderheim in Sri Lankadie Fliesenarbeiten haben begonnen im Chathura-Kinderheim in Sri Lankadie Fliesenarbeiten haben begonnen im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka

 

Der Zahn der Zeit hat auch an unserem Außen- und Innenanstrich genagt.
Durch Regen, Wind und starke Sonneneinstrahlung haben auch unsere schönen Holzfenster gelitten.

 

ein neuer Aussenanstrich wird notwendig im Chathura-Kinderheim in Sri Lankadie Holzfenster brauchen dringend einen neuen Schutzanstrich im Chathura-Kinderheim in Sri Lankaauch die Kinderhaende haben Spuren hinterlassen im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka

Das gleiche Problem haben wir auch im Toilettenbereich. Da die Toiletten im Jahre 2005 nur auf dem Fußboden gefliest wurden, sind die Wände durch das feucht-heiße Klima stark mitgenommen.
Auch hier können wir nur mit Wandfliesen für hygienische Verhältnisse sorgen. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit sind auch die Holztüren teilweise angefault und müssen erneuert werden.
Der Schreiner hat schon Maß genommen und fertigt gerade neue Türen an. Wir sind sehr dankbar, dass wir auch bei diesen Arbeiten Sponsoren für die Übernahme der Kosten gefunden haben.
die Toiletten vor der Renovierung im Chathura-Kinderheim in Sri Lankadie Toiletten vor der Renovierung im Chathura-Kinderheim in Sri LankaToiletten mit Wandfliesen im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka

 

Wir hoffen, dass die Firma, die die Arbeiten ausführt, zügig und sauber arbeitet, damit der Tagesablauf in unserem Kinderheim nicht all zu sehr gestört wird. Die Monate Mai, Juni und Juli wären für diese Arbeiten ideal, denn es regnet dann normalerweise nicht viel und die Kinder haben in dieser Zeit auch keine Ferien, d.h. sie sind morgens in der Schule.

Unsere Partner in Sri Lanka holen derzeit Kostenvoranschläge ein, damit wir diese Ausgaben bei unseren Unterhaltskosten mit einkalkulieren können.


Vinitha mit Tharushi im Chathura-Kinderheim in Sri LankaVinitha mit Nisansala im Chathura-Kinderheim in Sri LankaIshara, Sewwandi und Sandamali im Chathura-Kinderheim in Sri Lankaein neues Spiel fuers Chathura-Kinderheim in Sri Lanka ein Carrom-Spiel fuers Chathura-Kinderheim in Sri Lankadie Kinder helfen bei der Gartenarbeit im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka mitLahiru mit unserem zahmen Streifenhoernchen im Chathura-Kinderheim in Sri LankaGayan mit unserem zahmen Streifenhoernchen im Chathura-Kinderheim in Sri Lankaherzlichen Dank fuer die Hilfe fuer die Kinder im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka

 

 
Bis bald .....

Ihre
Anneliese Woll
Kinderhilfsprojekt Galle - Sri Lanka e.V.