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Viel Abwechslung hatten unsere Mädchen in den vergangenen Monaten. Nachdem Ende September drei neue Betreuerinnen die Arbeit im Chathura-Kinderheim aufgenommen haben, wurden uns Anfang Oktober auch drei neue Mädchen zur Betreuung übergeben.
Zuerst kam Nilukshi zu uns. Sie ist neun Jahre alt. Ihr Vater hat vor drei Jahren seine Familie verlassen. Ihr älterer Bruder lebt beim Vater, sie lebte bei der Mutter. Da ihre Mutter als Fabrikarbeiterin arbeitet, war Nilukshi tagsüber sich selbst überlassen, was nicht lange gut ging. Nilukshi besucht mittlerweile, zusammen mit unseren anderen Mädchen, die örtliche Schule.
Eine Woche später wurden uns Hiruni und Yasasmi von der Jugendbehörde zur Betreuung übergeben.
Hiruni wird im Dezember fünf Jahre alt. In Sri Lanka werden die Kinder bereits mit fünf Jahren eingeschult. Auch unsere Hiruni wird Anfang Januar, wenn das neue Schuljahr in Sri Lanka beginnt, zur Schule gehen.
Ihre Eltern wurden kurz nach Hirunis Geburt geschieden. Sie kam bereits als Baby in ein Kinderheim für Babys, danach in ein Kinderheim für Kleinkinder und nun zu uns. Nirgends war sie lange genug, um sich an eine Bezugsperson zu gewöhnen bzw. eine Bindung aufzubauen. Zu keiner Zeit hatte Hiruni bisher herzliche, mütterliche Liebe und Zuwendung erfahren können.
Auch unsere kleine Yasasmi, die gerade mal 4 ½ Jahre alt ist, kam bereits in ihrem ersten Lebensjahr in ein Kinderheim, nachdem ihre Mutter verstarb. Ihr Vater musste seiner Arbeit nachgehen und hatte niemanden, der sich um seine kleine Tochter kümmern konnte. Yasasmi wird noch ein Jahr den nahen Kindergarten besuchen, bevor sie im Januar 2018 eingeschult wird. Damit der Vater nicht den Bezug zu Yasasmi verliert, hoffen wir sehr, dass er sich Zeit nimmt und an den Besuchstagen ins Chathura-Kinderheim kommt.
Viele unserer Kinder haben das gleiche Schicksal, wie unsere drei Neuen. Sie alle kennen das Gefühl unbeachtet und unerwünscht zu sein. Oftmals warten sie jahrelang vergebens auf Besuch von Verwandten. Gerade deshalb unterstützen und helfen sie sich gegenseitig. Vom ersten Tag an wurden die neuen Mädchen in unsere Heimfamilie integriert.
Wie man auf dem Foto sieht, legen sie beschützend die Hände um die neuen Heimschwestern. Ganz besonders die beiden kleinen werden von unseren älteren Mädchen bemuttert und verwöhnt.
Wir hoffen sehr, dass die Neuen mehrere Jahre bei uns bleiben dürfen. Dann haben sie die Chance, mit der Unterstützung unserer Betreuerinnen, viel zu lernen und eine behütete Kindheit im Chathura-Kinderheim zu erleben.
Neben dem Schulalltag und den häuslichen Pflichten, die jedes unserer Kinder übernehmen muss, bleibt aber noch genügend Zeit für den Spielplatz.
Besonders jetzt mit den beiden Kleinen macht das Schaukeln und Rutschen wieder so richtig Spaß. Aber auch Unkraut jäten muss von Zeit zu Zeit sein. Wenn alle mitmachen, geht die Arbeit doppelt schnell.
Beim Weltkindertag am 10. Oktober 2016 in Matara haben die Chathura-Mädchen einen traditionellen Teufelstanz präsentiert, der dem Original "Devil dance" schon sehr nahe kam.
Wochenlang wurden Kostüme genäht und die Tanzschritte eingeübt. Sogar eine Musik CD mit "teuflischen" Gesängen wurde aufgenommen und unsere Dishmi trommelte dazu. Sicherlich war die Aufregung bei unseren Tänzerinnen groß…. jetzt nur keinen Fehler machen…. so viele Zuschauer sind gekommen. Aber es ist alles gut gegangen. Sie haben das Publikum begeistert. Die große Mühe hatte sich gelohnt.
Auch Sewwandis Leistungen wurden belohnt. Im Oktober hatte sie wieder an Schulwettbewerben teilgenommen. Bei der „Divisional English Day Competition 2016“ im Galle-Distrikt hat sie den 1. Platz belegt. Bei der „Zonal English Day Competition 2016“ im Galle-Distrikt hat sie den 3. Platz belegt.
Wir freuen uns mit unserer Sewwandi, dass sie bei der großen Zahl von Teilnehmern diese herausragenden Ergebnisse erzielen konnte. Ebenfalls in vielen anderen Schulfächern hat sie sehr gute Leistungen gezeigt. Einen hohen Urkundenstapel hat Sewwandi bereits angehäuft.
Zudem bekam Sewwandi noch eine ganz besondere Auszeichnung:
Bereits 2015 wurde sie schon ins "Children's Provincial Council Southern Province" ... ins Schülerparlament der Südprovinz Galle gewählt. Jeden Monat wird dort an einem Tag über Probleme von Kindern und Jugendlichen diskutiert und nach Lösungen gesucht.
Wir sind sehr stolz, dass die 14-jährige Sewwandi dabei sein darf. Sewwandis Englischkenntnisse haben sich sehr verbessert.
Wir sind sehr stolz, dass auch unsere Ishara zu den Besten in ihrer Schulklasse zählt.
Alle diese Auszeichnungen zeigen, dass unsere Betreuerinnen im Chathura-Kinderheim einen wirklich guten Job machen. Ohne die tägliche Unterstützung durch unsere Lehrerinnen wären diese tollen Ergebnisse nicht zu erzielen.
Leider mussten wir uns schon nach vier Wochen wieder von unserer neuen Lehrerin Kalani trennen, da sie unseren hohen Erwartungen leider nicht entsprochen hatte. Upeksha hingegen, hat sich sehr gut eingearbeitet.
Als Ersatz ist im November Sisara (25) zu uns gekommen. Wir hoffen sehr, dass sie länger bei uns bleiben kann.
Im November haben wieder starke Regenfälle zu Überschwemmungen rund um das Chathura-Kinderheim geführt. Ein Glück, dass unsere Gebäude etwas höher liegen und es so nur zu geringen Schäden kam. Die Reisfelder ringsum waren jedoch eine einzige Wasserfläche. Zeitweise war der schmale Weg zum Kinderheim nicht mehr passierbar. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr kam es zu Ernteausfällen und somit zu Preissteigerungen, die auch wir zu spüren bekommen.
Bei meinen vielen Besuchen in Sri Lanka konnte ich auch immer wieder Warane in den angrenzenden Reisfeldern sehen. Sie suchen dort nach Insekten, Vogeleiern und Kleintieren. Für die Menschen sind sie eher nicht gefährlich. Bedingt durch die überschwemmten Reisfelder hat es sich jetzt eine ganze Waranfamilie unter dem Dach in unserem Kinderheim gemütlich gemacht. Wenn man die gemächlichen Tiere sieht, sollte man nicht vermuten, dass sie sogar auf Bäume klettern, um Beute zu machen. So war es ihnen auch leicht in den Zwischenraum unter dem Dach zu gelangen. In Sri Lanka sind die Häuser nicht so abgedichtet wie bei uns.
Als Ungeziefervernichter wären sie ja schon willkommen, aber sie machen auch sehr viel Dreck. Aus hygienischen Gründen müssen wir jetzt auch noch in die restlichen Räume Holzzwischendecken einziehen lassen.
Durch die tagelangen Regenfälle konnte die gewaschene Wäsche nicht mehr trocknen und auch die Erkältungskrankheiten nahmen zu. Fast alle unsere Kinder und Betreuerinnen hatte es nacheinander erwischt. Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Fieber waren wochenlange Begleiter. Zum Glück ist jetzt wieder alles ausgeheilt. Gerade rechtzeitig für die Schulferien im Dezember.
Ich danke allen Vereinsmitgliedern und Spendern für die Unterstützung. Da unsere Unterhaltskosten merklich gestiegen sind, aber die Spendenbereitschaft nachgelassen hat, sind wir sehr auf Ihre finanzielle Hilfe angewiesen und freuen uns über Ihre Spenden.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine besinnliche Adventszeit.
Herzliche Grüße
Ihre
Anneliese Woll
Kinderhilfsprojekt Galle - Sri Lanka e.V.